Barfußschuhe in Tel Aviv – ein Selbst-Experiment

Meine neue Faszination am Gehen, geliehene Barfußschuhe und ein Urlaub in Israel waren der Rahmen für ein absolut subjektives, nicht-wissenschaftliches Experiment.
So erging es mir, als ich zum ersten Mal Barfußschuhe trug…

Inspiriert von Wim Luijpers‘ „Die Heilkraft des Gehens“ wollte ich unbedingt erfahren, was passiert, wenn man länger barfuß oder komfortabel in Barfußschuhen läuft.

[Für die Unwissenden: Barfußschuhe haben eine sehr weiche Sohle und sind bei den Zehen breit geschnitten, so dass die Füße Freiraum haben und auf den Boden reagieren können. Inzwischen gibt es Barfußschuhe von dem Modell Badelatschen bis hin zu hochwertigen Businessschuhen.]

Die erstaunliche Organisation unseres Körpers lässt uns mit ganzem Gewicht und ganzer Länge auf einigen Quadratzentimetern stehen – ein Wunder an Präzision, Balance und Koordination, das unser Körper im Kleinkindalter entwickelt. Um das zu schaffen, sammelt das Gehirn Informationen, im Falle des Stehens und Gehens nicht nur, aber letztendlich über die Füße. Wann sind dem Gehirn mehr Erfahrungen zugänglich – wenn der Untergrund immer gleich hart und flach ist, wie bei einer Schuhsohle oder wenn er Veränderungen spürt und darauf reagieren muss? Welches Fußgelenk kann einen Fehltritt besser abfangen, eines, das immer in einer Position gehalten wurde oder eines, das den ganzen Tag kleine Unterschiede des Bodens ausgleichen lernt?

Wim Luijpers, der FELDENKRAIS® Experte des Gehens und Laufens, beschreibt, dass das Barfußlaufen ändert, wie wir gehen, wie wir uns halten und wie unsere Gelenke zusammenarbeiten. Ich war sehr gespannt!

Tag 1: Ankunft, Barfußstrecke an diesem Tag: ca. 5 km, schwache Fußgewölbe

Als wir in Tel Aviv erreichten, blieb uns an diesem Tag nur noch die Zeit, den Mietwagen abzuholen, ins Hotel zu fahren und unsere Straße auf der Suche nach Essbarem zu erkunden.
Tel Aviv ist eine unglaubliche Stadt. Alle sind sehr entspannt und freundlich. Da wir an der Mietwagenstation über eine Stunde warten mussten, nutzte ich die Gelegenheit und kramte die Barfußschuhe (wassertaugliche Rundumschlappen) hervor. Ich spürte beim Gehen deutlich mehr unter den Füßen, meine erste Erfahrung war, dass meine Fußgewölbe schlapp machten. Das fühlt sich an, als würden die Füße nach innen knicken und es ist anstrengend, sie aufrecht zu halten.

Tag 2: Barfußstrecke: ca. 8 km, viel im Sand am Strand, wieder die Fußgewölbe

Wenn man sich an Barfußschuhe gewöhnen will, wird empfohlen, sie erst mal eine halbe Stunde am Tag zu tragen. Da ich strümpfig unterrichte und so an manchen Tagen drei Stunden „barfuß“ bin, war ich mutig und verließ das Haus mit meinen neuen Schuhen ohne Alternative.

Den Tag verbrachten wir hauptsächlich am Strand – für den diese Barfußschuhe ungeeignet waren, da sie mit Sand „vollliefen“, also lieber die Originalvariante „Barfuß“. Die Rückenschmerzen, die mir das Sitzen im Flugzeug und die ungewohnt harte Matratze im Hotel eingebrockt hatten, waren nach einer halben Stunde Gehen völlig verschwunden – angenehm. Das Meer und der Strand in Tel Aviv sind so entspannend wie Falafel und Scharwarma lecker – zum Verlieben!
Im Sand laufen war spürbar fordernder als auf der Straße mit den Schuhen. Abends machten sich wieder die Fußgewölbe bemerkbar.

Tag 3: Barfußstrecke: ca. 15 km, Old Jaffa und die Stadt, Muskelkater und Veränderung

Am Strand entlang liefen wir bis nach Old Jaffa, erkundeten dort die verwinkelten Gässchen der Altstadt und liefen dann zurück über die Märkte in die Innenstadt.
Heute Morgen hatte ich etwas Muskelkater in den Waden, der im Laufe des Tages zunahm. Ich bin der Meinung, dass sich nun erste Veränderungen an meinen Füße und Sprunggelenken zeigten. Alles schien in Bewegung zu geraten, manchmal auch zu knirschen. Als wir abends nochmal ins Museum of Modern Art gingen, zog ich freudig meine Turnschuhe an und genoß, dass sie nun die Arbeit taten und meine Füße hielten.

Tag 4: Barfußstrecke ca. 12 km, heftiger Muskelkater, andere Ermüdungserscheinungen, Zehen flacher?

Wir machten einen Ausflug in den Norden, besuchten die Stadt Acco und die Grotten an der libanesischen Grenze. Der Steinboden der Grotte fühlte sich spannend an. Ich hatte Muskelkater, der weiter zunahm. Von den Waden zog er sich nun auf der Innenseite der Oberschenkel entlang. Abends knickten meine Füße nicht mehr nach innen, dafür schmerzten die Fußgelenke außen etwas. Und sahen meine Zehen nicht irgendwie flacher aus?

Tag 5-7: Barfußstrecken 5-9 km, Autofahrten, Städte, Totes Meer und Wüste, bewegliche Füße

Während wir das faszinierende Land Israel erkundeten, fühlte ich mich wohler und wohler mit meinen neuen Füßen. Gehen erlebte ich jetzt als sinnlich. Ich erwischte mich dabei, dass ich oft mit den Zehen wackelte, dazu hatten sie Platz und Lust. Die ganzen Füße waren beweglicher. Wenn ich stand, war das einfach und entspannt, mein Gang war sehr aufrecht. Eine Freundin, die nichts von meinem Experiment wußte, sprach mich darauf an. Beim Klettern auf felsigem Grund hatten meine Füße Gripp.
Ein Tipp: es gibt Badestellen am Toten Meer, die man besser barfuß nutzt, da die Badeschuhe im Schlamm stecken bleiben ?

Tag 8: Rückreise in Turnschuhen – meine Füße fühlten sich beengt, eingesperrt an, zum Glück warteten zuhause schon meine neuen Barfußschuhe auf mich!

Fazit

Eine Reise nach Israel ist sehr bereichernd und zu empfehlen!
Was die Barfußschuhe angeht: ich bin überzeugt und werde sie nun überwiegend tragen. Es wird sich zeigen, wie alltagstauglich sie sind. Offene Fragen sind auch, wie gut die verschiedenen Modelle sind, wie oft man sie sich leisten kann und wie es sich anfühlt, wenn frau mal wieder Absätze zum Kleid tragen will.

Wenn Dich das Thema „Gehen“ auch beschäftigt, ist vielleicht dieses Interview mit Wim Luijpers für Dich interessant: Die Heilkraft des Gehens.

Wie immer: seid neugierig, spürt, was Euch gut tut und probiert viele Varianten aus.
Viel Freude dabei!

Wenn Ihr Eure Beweglichkeit nachhaltig wieder entdecken wollt, probiert doch die FELDENKRAIS®-Methode mal aus (hier klicken).


Tags

Alltag, Barfußschuhe, Feldenkrais, Füsse, Gehen, Laufen, Lebensqualität


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