Habt Ihr mein neues Logo schon gesehen? Was hat der Bambus mit Feldenkrais zu tun?
Wie Ihr wisst, ist es nicht einfach, auszudrücken, was die Feldenkrais-Methode macht, wie sie funktioniert und für wen sie geeignet ist (alle!). Ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht, woran das liegt, wie es eben doch einfach sein kann, darüber zu reden und was der Bambus damit zu tun hat.
Die Feldenkrais-Methode ist eine bestimmte Weise, die Dinge zu tun. Selbst, wenn man keine einzige Bewegungslektion jemals gemacht hätte, aber die Prinzipien der Methode anwendet, wird man gute Ergebnisse erhalten – das war es ja, was Moshe Feldenkrais selbst getan hat.
Die Prinzipien sind nur nicht so leicht umzusetzen, wenn man sie nie gelernt hat. Denn es geht darum, sich bewusst zu werden, was man tut und spielerisch und wenig „effektiv“ an die Bewegungen, die wir im Leben so machen, heranzugehen – lustigerweise werden wir genau dadurch sehr effizient, den unser Nervensystem liebt leichte und funktionelle Bewegungen. Das ist die Umkehrung der gesellschaftlich fest verankerten Idee, dass man hart arbeiten muss, um etwas zu erreichen. Dass, je mehr man sich anstrengt, das Ergebnis umso wertvoller und besser ist. Pustekuchen!
Wir Menschen sind ein natürliches Wunderwerk – unser Organismus kann sich sehr flexibel an viele Situationen anpassen. Das geht jedoch nur in Balance. Nehmen wir die Extreme Anspannung und Entspannung: wenn ich permanent Dinge tue, für die ich angespannt sein muss, wie stressige Situationen zu bewältigen, meinen Standpunkt verteidigen, um Anerkennung oder ein besseres Leben zu kämpfen, dann werde ich das nur eine Zeit lang durchhalten.
Wir brauchen Zeit in dem entgegengesetzten Ruhe-Modus. Auf biologischer Ebene, damit alle Zellen repariert, Vitalstoffspeicher wieder aufgefüllt, neue Verbindungen im Gehirn geknüpft werden können und vieles mehr. Untrennbar davon ist die psychische Ebene, denn, wenn unsere Botenstoffe aus dem Lot sind, dann ist es auch unser Gemüt.
Umgekehrt gilt das jedoch genauso. Wenn wir zu viel im entspannten Zustand sind, bauen wir unsere Fähigkeiten ab, bestimmte Regenerationsprozesse kommen nicht in Gang, der Stoffwechsel wird träge. Wir müssen also aktiv sein, uns bewegen, den Kreislauf in Schwung bringen, wie man gerne sagt.
Fähig zu sein, diese Zustände fließend zu wechseln, in Aktion gut (und mit guter Laune!) zu funktionieren, bei Ruhe sich entspannen und regenerieren zu können – das ist Balance.
Wenn wir uns nun in den Feldenkrais-Lektionen bewusst werden, was wir tun, ausprobieren, wie wir es anders und leichter tun können, und das genießen, was wir entdecken, können wir in allen Lebenssituationen leichter und effektiver handeln. Wir gewinnen Leichtigkeit und Lebendigkeit für unser Leben.
Gleichzeitig werden wir effektiver, flexibler, handlungsfähiger und damit stärker – auch beim Aufheben von Dingen, vor allem aber gegenüber den Anforderungen des Lebens. Wenn ich mehr Handlungsmöglichkeiten habe, haut mich etwas Unerwartetes weniger um, wenn ich falle, falle ich eleganter, rolle mich gekonnt ab und komme schneller wieder auf die Füße. Im eigentlichen und im übertragenen Sinne.
Wir können also sagen: mit Feldenkrais lerne ich, mich leichter und besser zu bewegen und meinen Alltag besser zu bewältigen.
Oder: Wir lernen uns besser kennen mit unseren Gewohnheiten und ersetzen die schwierigen durch bessere und leichtere.
Oder: In der Feldenkrais-Methode nutzen wir die Sprache unseres Gehirns, um uns intelligenter zu bewegen und zu handeln. Wir erleben uns selbst auf eine neue Weise und lernen unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten schätzen. Manchmal ist das anstrengend, meistens jedoch verbunden mit Freude und Leichtigkeit.
Der Bambus ist ein Symbol für Widerstandskraft – er ist leicht und sehr biegsam und in seiner Tragkraft und Stabilität mit Stahlbeton vergleichbar. In Asien steht er für Lebenskraft, Ausdauer und Stärke, ein langes Leben und eine andauernde Freundschaft. Er erneuert sich unglaublich schnell immer wieder, ist vielfältig verwendbar und einsetzbar, regeneriert den Grundwasserspiegel und bietet vielen Menschen ein Dach über dem Kopf (Baumaterial, Möbel), etwas zu essen (Bambusspitzen), Wärme (Brennmaterial) und Entspannung (Bambuswald).
In meinen Augen kann man ihn sich gut als Beispiel nehmen, sich dem Leben mit Leichtigkeit und Flexibilität anzupassen, trotzdem bei Druck belastbar und stark zu sein, seine Lebenskraft kennenzulernen, zu spüren und zu wachsen und sich selbst (und damit auch anderen) ein lebenslanger Freund zu sein. Was denkt Ihr dazu?
Ich freue mich, von Euch zu hören!
Bambus: Superfaser der Natur – Dokumentation von NZZ Format (2007): https://youtu.be/7yUuuFr2LfY
Bambus – Broschüre Botanischer Garten Erlangen (wird bei Anklicken als pdf heruntergeladen): https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjiyoWqwdXwAhVrhf0HHYsBCbsQFjALegQIBxAD&url=https%3A%2F%2Fwww.botanischer-garten.uni-erlangen.de%2Fpdf%2F2012_Bambus-Broschuere.pdf&usg=AOvVaw0dQC6O_D1euBi4NxB73Vr7